Ein fetter Brummer, der totes Obstholz liebt: Die Holzbiene

Überall in naturnahen Gärten in Gerbrunn kann man die blauschwarze Holzbiene Xylocapa violacea schon mit den ersten Frühlingstagen bis in den Herbst hinein beobachten. Die Tiere sind aufgrund ihrer Größe und des lauten Fluggeräuschs sehr auffällig. Gerne besuchen sie die Blüten von großblütigen Pflanzen, hier sind sie nicht wählerisch. Ein sicherer Garant, um die Tiere in den eigenen Garten zu locken, ist der Muskateller-Salbei (Salvia sclarea), eine großblütige Salbeiart aus dem Mittelmeerraum, die bei uns als Gartenpflanze auf dem sandigen Boden gut gedeiht.

Weibliche Holzbiene am Muskateller Salbei in einem Gerbrunner Garten. Man kann gut die Haarbürsten des Hinterbeins sehen, die gräulich durch gespeicherte Pollen gefärbt sind.

Auch die Holzbiene stammt ursprünglich aus dem Mittelmeerraum, breitet sich aber schon seit den 1980er-Jahren zuerst entlang der großen Flusstäler nach Norden aus, und hat bereits Norddeutschland erreicht. Der Muskateller Salbei ist zur Bestäubung auf die Holzbiene und andere große Bienen angewiesen, da nur große Bienen den typischen Bestäubungsmechanismus des Salbeis auslösen können. Bei unserem kleinblütigeren heimischen Wiesensalbei (Salvia pratensis) reichen dafür natürlich „normalgroße“ Bienen aus.

Der Bestäubungsmechanismus der Salbeiarten wird gerne mit einem Schlagbaum verglichen. Wenn die Biene ihren Kopf und Rüssel tief in die Blüte steckt, um Nektar zu saugen, drückt sie dabei auf die innen liegenden Teile der Staubblätter. Damit betätigt sie den Hebel und die nach aussen gelegenen Teile der Staubblätter mit den Staubbeuteln werden nach unten, auf den Rücken der Biene gedrückt, wo die Pollen anhaften. Nachdem die Staubbeutel entlanden sind, reift die Blüte und der über den Staubblättern gelegene Griffel verlängert sich. Kommt nun nach dieser Reifung wieder eine Biene mit Pollen auf dem Rücken und saugt Nektar, löst sie wieder den „Schlagbaum“ aus, nur dass diesmal der Griffel auf den Rücken gedrückt wird und mit Pollen bestäubt wird. So vermeidet der Salbei eine Selbstbestäubung. Den Mechanismus kann man selbst leicht mit einem kleinen Stift auslösen, den man in die Blüte führt.

Links im Fokus eine Blüte des Muskateller-Salbeis mit dem Griffel, der aus der Oberlippe ragt, darunter die Staubblätter mit dem Staubbeutel. Auf der Mitte des Thorax („Rücken“) der weiblichen Holzbiene sieht man etwas unscharf einen weissen Fleck, wahrscheinlich deponierter Pollen, den die Bienen mit ihren Beinen beim Putzen nicht erreicht hat. Nicht zu verwechseln mit dem komplett grau behaarten Rücken bei Männchen.

Der Name „Holzbiene“ weist darauf hin, dass die Holzbienen Brutgänge in von Pilzen schon etwas angegangenem Holz anlegt, bevorzugterweise von Obstbäumen. Hier sind die alten Streuobstbestände in Gerbrunn eine wichtige Resource. Die Art geht aber auch an unbehandeltes verbautes Holz. Wer ihr helfen möchte, legt Totholz (bevorzugt von Obstbäumen oder Laubbäumen) an eine trockene und sonnige Stelle im Garten aus. Die Chance ist in Gerbrunn nicht gering, dass man damit eine Holzbienenbrut anlockt. Die Holzbiene brütet übrigens solitär, und obwohl sie stechen kann, ist sie auch in Nestnähe sehr friedfertig.

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