Die ersten Kuhschellen strecken Ende März ihre glockenförmigen blauen Köpfchen aus dem hellbraunen vertrockneten Gras.

Sie nennen sich auch Küchenschellen (Schelle bedeutet Glocke), der botanische Name lautet Pulsatilla vulgaris, und gehören zur Pflanzenfamilie der Hahnenfußgewächse = Ranunculaceae.
Später , im Sommer , sind die Blütenstängel in die Höhe gewachsen und die Pflanze bildet einen lustigen Büschel von langen Samenhaaren aus. In Luxemburg wird sie deshalb auch Teufelsbart genannt.
Sehr typisch für diesen Frühblüher ist der dichte Pelz von silberfarbenen Haaren auf der gesamten Pflanze , auf dem Stängel, den Blättern, den Blütenhüllblättern (Kelch) und besonders gut “ eingepackt“ zeigen sich die jungen Knospen. Dieser Kälteschutz ist wichtig, um die häufig noch sehr frostigen Temperaturen im zeitigen Frühjahr zu überstehen.
Die Küchenschelle ist eine basenliebende Magerrasenart, die als Licht-Halbschattenpflanze darauf angewiesen ist, dass ihr Lebensraum durch Mahd oder Beweidung offen gehalten wird. Da die Pflanze selbst leicht giftig ist, wird sie selbst nicht gefressen. Noch dazu nutzen die klettigen Samen die Weidetiere zur Verbreitung. Kalkhaltiger Boden in sonniger Lage bietet die Voraussetzung für gutes Wachstum, drum kann man hier auf dem Flürle noch einige Exemplare (siehe Fotos) entdecken.
Für eine Pflanzenart der Kategorie 3 auf der Roten Liste Bayerns ist das Wort „gewöhnlich/vulgaris“ im Namen etwas überraschend. Es weist aber darauf hin, dass die Küchenschelle früher besonders in Muschelkalkgebieten nicht selten war. Der andere Bestandteil ihres Namens geht auf die Form der Blüte zurück, die man mit einer Kuhglocke vergleichen kann.
Seit den letzten Jahrzehnten geht die gewöhnliche Küchenschelle mit dem Rückgang von Schafbeweidung und Mahd, aber auch durch Überbauung der oft in Südhanglage befindlichen Lebensräume stark und z.T. dramatisch zurück. Das trifft leider auch für Gerbrunn zu. Noch in den 1990er Jahren konnten Hunderte der Pflanzen im Bereich des Flürle und der angrenzenden Hänge kartiert werden. Heute sind die Hänge durch fehlende Beweidung fast vollständig verbuscht, andere Teile des Bereichs wurden aktiv mit Kiefern aufgeforstet. Verblieben sind damit nur noch letzte Reste der ehemaligen Halbtrockenrasen im Gebiet, die nur noch einzelnen Pflanzen Lebensraum geben, die zudem in der Vergangenheit oft vor dem Aussamen gemäht oder ausgegraben wurden. Trotz ihres Namens ist die Gewöhnliche Küchenschelle damit (leider) eine echte Rarität der Gerbrunner Flora. Zum Glück hat hier der Gemeindebauhof Gerbrunn mit einem angepassten späten Mahdregime seit 2024 reagiert, und es wird spannend zu sehen, wie sich dies in den nächsten Jahren auf die Bestandszahlen auswirken wird.
Falls Sie Küchenschellen in ihrem Garten haben wollen, graben sie diese bitte nicht aus (das ist nicht nur verboten, sondern auch sinnlos, da die Pflanzen bis über 1m lange Tiefwurzeln ausbilden und beim Ausgraben so stark geschädigt werden, dass sie nicht anwachsen), sondern kaufen sie entsprechend gezogene Gartenpflanzen im Fachhandel.
Bildquellen
- Küchenschelle im März: Ingeborg Hemprich | CC BY-NC 4.0 International
- Küchenschelle_Übersicht_klein: Ingeborg Hemprich | CC BY-NC-SA 4.0 International